Mitteilung 3/2022, Dezember 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Mitglieder des Mainzer Altertumsvereins,

mit diesem Rundschreiben wende ich mich erstmals als neuer Vereinsvorsitzender an Sie und möchte mich an dieser Stelle nochmals für Ihr Vertrauen bei der Wahl auf der letzten Mitgliederversammlung am 22.11.2022 bedanken. Gemeinsam mit dem Vorstand, dessen bewährtes Team Dr. Frank Teske als 1. Schriftführer, Dr. Annette Frey als 2. Schriftführerin und Peter Jost als Schatzmeister durch die Kunsthistorikerin Dr. Luzie Bratner als neue stellvertretende Vorsitzende ergänzt wird, bemühen wir uns, Ihnen in Zukunft weiterhin ein interessantes und vielgestaltiges Programm anbieten zu können. In diesem Zusammenhang freuen wir uns jedoch auch sehr über alle Anregungen aus dem Kreis der Mitglieder, die wir nach Möglichkeit gerne aufnehmen. Auch der Beirat des Vereins wurde neu gewählt. Wir danken den Beiratsmitgliedern für ihre Bereitschaft, den Verein durch ihre Expertise weiter zu begleiten.

Ein besonderer Dank gilt unserem bisherigen Vorsitzenden Günther Knödler, der den Verein 15 Jahre lang geleitet hat. Zu den herausragenden Ereignissen dieser Zeit gehört vor allem das 175jährige Vereinsjubiläum 2019, das mit der vielbesuchten Feier im Frankfurter Hof sowie mit der Herausgabe der Festschrift „Eine Zeitreise in 175 Geschichten“ verbunden war. Hervorzuheben ist aber auch das Engagement für das Kurfürstliche Schloss mit der Denkschrift zur bevorstehenden Sanierung 2016 sowie insbesondere für die Erhaltung der von Zweckentfremdung bedrohten Steinhalle im Landesmuseum. Nicht zuletzt durch seinen persönlichen Einsatz im hierfür eigens gegründeten Bürgerrat sowie bei der Unterschriftensammlung für die durch Prof. Dr. Ulrike Ehmig initiierte Petition zugunsten der überregional bedeutenden Sammlung römischer Inschriftensteine, die vom Altertumsverein mitaufgebaut wurde, führte die Aktion letztlich zum Erfolg. Günther Knödler verdanken wir aber auch die großzügige Unterstützung durch die Mainzer Volksbank, die uns seit Jahren das MVB-Forum als Vortragssaal einschließlich der stets willkommenen Bewirtung zur Verfügung stellt. In Anerkennung seiner Verdienste für den Verein hat ihm die Mitgliederversammlung einstimmig die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Dem Rundschreiben beigefügt finden Sie das neue Vortragsprogramm für Frühjahr 2023, das wir Ihnen herzlich empfehlen möchten. Am 16. Januar werden Prof. Dr. Ansgar Franz vom Seminar für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz und Dr. Christiane Schäfer vom Gesangbucharchiv der Forschungsstelle Kirchenlied und Gesangbuch über die Geschichte der Mainzer Gesangbücher referieren, die auch Thema einer aktuellen Ausstellung in der Martinus-Bibliothek ist und bemerkenswerte religions- und kulturgeschichtliche Einblicke gewährt. Von der bereits angesprochenen Sammlung römischer Steindenkmäler im Landesmuseum, die auf humanistische Anfänge im 16. Jahrhundert zurückgeht, im 18. Jh. durch die Kurfürsten aufgebaut und im 19. Jh. durch bürgerliches Engagement erweitert wurde, handelt der Vortrag unseres Beiratsmitglieds Dr. Michael Klein am 13. Februar 2023, der auch auf die aktuellen Aktivitäten für die Rettung der Steinhalle eingehen wird. Schließlich wird am 6. März Dr. Christof Krieger, Leiter des Mittelmoselmuseums in Traben-Trarbach, einen Vortrag über die Geschichte der Deutschen Weinstraße halten, die bis heute einen bedeutenden Identitätsträger und Werbefaktor für die Pfalz darstellt, bei ihrer Eröffnung 1935 jedoch vor allem als Beitrag nationalsozialistischer Wirtschaftsförderung gedacht war.

Nachdem wir bereits im zurückliegenden Jahr das reguläre Programm nach der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie wieder aufnehmen konnten, würden wir uns für die kommenden Vorträge über Ihre rege Teilnahme freuen. Wir bitten Sie dabei zu beachten, dass die Teilnahme an Veranstaltungen im MVB-Forum an die Durchführung eines negativen Selbsttests/Schnelltests am Veranstaltungstag und an den Eintrag in die Anwesenheitsliste mit den geforderten Daten gebunden ist.

Angeboten werden darüber hinaus Führungen im Landesmuseum durch die Ausstellung „Aurea Magontia“ – als Ersatz für den im Herbst ausgefallenen Termin – sowie zur barocken Möbelkunst, die von unseren Beiratsmitgliedern Frau Dr. Birgit Heide sowie Gernot Frankhäuser übernommen werden. Hinzu kommt eine Führung durch die aktuelle Ausstellung zum Mainzer Domschatz im Dommuseum, zu der sich freundlicherweise der Museumsleiter Dr. Winfried Wilhelmy bereiterklärt hat.

In der zweiten Jahreshälfte möchten wir Ihnen auch wieder Exkursionen anbieten, die sich derzeit jedoch noch im Planungsstadium befinden. Nachdem die von Dr. Michael Klein bereits vorbereitete Exkursion zur Ausstellung „Untergang des römischen Reiches“ in Trier wegen der geringen Zahl von Anmeldungen leider abgesagt werden musste, hoffen wir mit den Zielen, die wir Ihnen im nächsten Rundschreiben vorstellen werden, Ihr Interesse zu wecken und Sie zum Mitfahren anzuregen.

Der Vorstand wünscht Ihnen und Ihren Familien - trotz der angesichts des Krieges in der Ukraine aktuell unruhigen Zeit - ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und einen guten, hoffnungsvollen Jahresbeginn 2023.

Mit herzlichen Grüßen

 

Dr. Georg Peter Karn

(Vorsitzender)

Vorträge

Montag, 16. Januar 2023, 18.00 Uhr im MVB-Forum am Neubrunnenplatz

Prof. Dr. Ansgar Franz / Dr. Christiane Schäfer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

„Zur Fortsetzung eines Christlichen Eyffers vnd Gottgefelliger Andacht [seyn] die Teutsche Catholische Kirchengesäng ganz nütz- vnd befoerderlich“. Eine kleine Geschichte der Mainzer Gesangbücher.

Gesangbücher als Gebrauchsgegenstände sind fluide Größen, die sich von Generation zu Generation ändern. In ihnen spiegelt sich die Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte der jeweiligen Epochen. In Mainz erschienen bereits im 16. Jahrhundert die ersten (katholischen) Gesangbücher, denen bis in die Gegenwart eine stattliche Anzahl sehr unterschiedlicher Typen folgen sollten:  Teils waren sie gegen den Trend der Zeit und trotzdem sehr zählebig, teils nach der neusten literarischen Mode und nur von kurzer Dauer, teils von der Obrigkeit den Gläubigen aufgezwungen, teils von einer bahnbrechenden und weit über die Grenzen des Bistum hinausgehenden Bedeutung, teils rückwärtsgewandt, teils zukunftsorientiert und weitherzig auch für evangelisches Liedgut offen. Der Vortrag will in sieben Schritten die Mainzer Gesangbücher auf dem Hintergrund ihrer historischen, literarischen und liturgischen Kontexte vorstellen.

Wir bitten um Beachtung, dass die Teilnahme an Veranstaltungen im MVB-Forum an die Durchführung eines negativen Selbsttests/Schnelltests am Veranstaltungstag und an den Eintrag in die Anwesenheitsliste mit den geforderten Daten gebunden ist.

 

Montag, 13. Februar 2023, 18.00 Uhr im MVB-Forum am Neubrunnenplatz

Dr. Michael Johannes Klein (Heidelberg)

Römische Steindenkmäler aus Mainz – eine Sammlung von herausragendem internationalem    Renommee.

Die Sammlung der Mainzer Steindenkmäler wurde bereits vor mehr als 500 Jahren durch die Humanisten Gresemund und Huttich begründet. Einen starken Impuls erhielt die Erforschung der römischen Steindenkmäler aus Mainz durch die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften im 18. Jahrhundert. Als unmittelbare Folge dieser Aktivitäten beauftragte der Mainzer Kurfürst Emmerich Joseph 1769 den Benediktinerpater Joseph Fuchs, die Geschichte von Mainz zu erforschen. Fuchs ließ zahlreiche Steindenkmäler ausgraben und in den Hof des Schlosses bringen. Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal verfügte in der Verfassung der Universitätsreform von 1784 die Gründung einer archäologischen Sammlung von römischen Altertümern wie Münzen und Steindenkmälern. Seit dem Ende des Kurstaats haben sich die Stadt Mainz und der Mainzer Altertumsverein um die starke Erweiterung und Erforschung dieser Sammlung sehr verdient gemacht. In den letzten Jahrzehnten haben die Johannes Gutenberg-Universität, das Römisch-Germanische Zentralmuseum und das Deutsche Archäologische Institut mit der wissenschaftlichen Bearbeitung und Publikation der Mainzer Steindenkmäler dafür gesorgt, dass diese heute im Landesmuseum Mainz aufbewahrte Sammlung von internationaler Relevanz für jegliche Forschung zu den römischen Anfängen Europas ist.

Wir bitten um Beachtung, dass die Teilnahme an Veranstaltungen im MVB-Forum an die Durchführung eines negativen Selbsttests/Schnelltests am Veranstaltungstag und an den Eintrag in die Anwesenheitsliste mit den geforderten Daten gebunden ist.

 

Montag, 6. März 2023, 18.00 Uhr im MVB-Forum am Neubrunnenplatz

Dr. Christof Krieger (Mittelmosel-Museum Traben-Trarbach)

Die Gründung der Deutschen Weinstraße 1935 - Bürckels größte Niederlage im Kampf gegen die Winzernot?

Nachdem es anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums 1985 zum bundesweiten Eklat kam, gilt es in Politik, Weinbau und Medien der Pfalz allgemein als Konsens, sich gerade auch an Jahrestagen –  wie etwa zuletzt dem im September 2016 begangenen 80. Geburtstag des „Deutschen Weintores“ in Schweigen – der braunen Vergangenheit der „Deutschen Weinstraße“ durchaus zu stellen.

„Geniale Idee mit problematischer Herkunft“, so hatte ein Journalist in diesem Zusammenhang bereits anlässlich des 75-Jährigen Jubiläums 2010 beispielhaft formuliert. Dass die von den Nationalsozialisten stammende Marketingidee indes zwischenzeitlich „nicht nur nicht unbeschadet überstanden worden ist, sondern äußerst positiv überwunden und weiter entwickelt worden“ sei, wie ein Festredner im gleichen Jahr betonte, steht zudem für alle Beteiligten außer Zweifel. Unterschwellig schwang und schwingt dabei stets die Vorstellung mit, dass es lediglich einem dummen Zufall der Geschichte geschuldet sei, warum diese – im Kern ja vorgeblich gänzlich unpolitische – Marketing-erfindung ausgerechnet von einer der schillerndsten Nazigrößen ihre Umsetzung finden musste; ebensogut hätte die Gründung der „Deutschen Weinstraße“ auch in den Jahren vor der nationalsozialistischen Machtergreifung oder nach dem Ende des „Tausendjährigen Reiches“ erfolgen können.

Genau dies bestreitet der Vortragende. Er hat in seiner 2018 veröffentlichten Dissertation an der Universität Trier die erste umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Weinpropaganda im Dritten Reich unternommen und damit erstmals die Möglichkeit eröffnet, insbesondere auch die „geniale Idee“ des pfälzischen Gauleiters in einen etwas umfassenderen zeitgenössischen Kontext einzuordnen. Und er hat dabei durchaus überraschende Ergebnisse zutage gefördert!

 

Wir bitten um Beachtung, dass die Teilnahme an Veranstaltungen im MVB-Forum an die Durchführung eines negativen Selbsttests/Schnelltests am Veranstaltungstag und an den Eintrag in die Anwesenheitsliste mit den geforderten Daten gebunden ist.

Führungen

Mittwoch, 8. Februar 2023, 17.00 Uhr im Dom- und Diözesanmuseum Mainz

Führung durch die Sonderausstellung „Der Mainzer Domschatz – Meisterwerke aus 1000          Jahren“

Einst war er einer der größten Kirchenschätze des Abendlandes – der Mainzer Domschatz. Doch 1803 wurde er aus Furcht vor den Franzosen fast völlig eingeschmolzen. Die Sonderausstellung spürt nicht nur der wechselvollen Geschichte dieses alten Domschatzes nach; sie stellt auf 400 qm auch die schönsten Goldschmiedearbeiten des neuen, seither zusammengetragenen Bestandes an liturgischem Gerät vor. Im Fokus der Kuratorenführung stehen dabei die Werke der wichtigsten Mainzer Goldschmiede – nicht nur – für den Dom.

Die Mitglieder des Mainzer Altertumsvereins erhalten eine exklusive Führung durch diese Sonderausstellung des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz von dessen Direktor Herrn Dr. Winfried Wilhelmy.

Wir bitten um Beachtung, dass die Teilnahme an der Führung nur nach erfolgter Anmeldung mit dem auf der Folgeseite abgedruckten Anmeldezettel oder per E-Mail (info@mainzer-altertumsverein.de) möglich ist.

 

Dienstag, 28. Februar 2023, 18.00 Uhr im Landesmuseum Mainz

Führung durch die Sonderausstellung „Aurea Magontia – Mainz im Mittelalter“

Die Ausstellung gibt einen Überblick über mehr als 800 Jahre Mainzer Stadtge­schichte. Sie führt vom frühen Mittelalter, als für Mainz ein neuer wirtschaftlicher und politischer Aufstieg einsetzt, über das „Goldene Mainz“ bis hin zur freien Stadt und der Errichtung des Kaufhauses am Brand durch die Mainzer Bürger am Beginn des 14. Jahrhunderts.

Frau Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums und Mitglied des MAV-Beirats, wird die Mitglieder des Mainzer Altertumsvereins persönlich durch die Ausstellung führen, die aus den Sammlungen des Landesmuseums, ergänzt mit Leihgaben aus dem Stadtarchiv Mainz, dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz, der Landesarchäologie (Außenstelle Mainz) und dem Stadtmuseum Wiesbaden erstellt wurde.

 

Dienstag, 21. März 2023, 18.00 Uhr im Landesmuseum Mainz

Führung im Landesmuseum: „Ein barockes Mainzer Möbel enthüllt seine Geheimnisse – das Meisterstück von Peter Schuss von 1763“

1990 konnte das Landesmuseum auf dem us-amerikanischen Auktionsmarkt ein in Mainz gefertigtes Prunkmöbel erwerben. Gemäß den Vorschriften der Schreinerzunft birgt das „Cantourgen“ Überraschungen, die nur bei Öffnung der Türen zu entdecken sind. Geführt von unserem Beiratsmitglied Herrn Gernot Frankhäuser wird den Mitgliedern des MAV dieses exklusive Erlebnis geboten. Gegenübergestellt wird ein Verwandlungsmöbel aus der Neuwieder Manufaktur von Abraham und David Roentgen von 1768.