2020
Mainzer Hofsänger anno 1789: Akademien im Mainzer Schloss unter Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal
Prof. Dr. Karl BÖHMER, Villa Musica Mainz / Hochschule für Musik Mainz
Montag, 17. Februar 2020, 18 Uhr im MVB Forum
Lange bevor im Akademiesaal des Mainzer Schlosses die Mutter aller TV-Fastnachtssitzungen einzog, wurde dort meisterhaft gesungen – frei nach dem Motto „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“. Denn der letzte in Mainz residierende Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal ließ den „Festinsaal“ des Schlosses 1786 von dem Franzosen Antoine-François Peyre als klassizistischen Konzertsaal mit umlaufender Galerie umgestalten. Dort fanden die glanzvollen Akademien der Mainzer Hofkapelle statt, und die Arien der Hofsänger hatten in den Programmen ihren festen Platz. Besonders der „erste Hofsänger“ Francesco Ceccarelli, Sopran-Kastrat aus Italien und ein Freund Mozarts, setzte mit großen Arien im Stil der Opera seria Akzente. Auch die legendäre Primadonna Luísa Todi gastierte Anfang März 1789 zu drei Konzerten in Mainz. Hortensia Gräfin Hatzfeld, die Schwägerin des Mainzer Hofmusikintendanten, glänzte in Arien aus Mozarts Idomeneo. Im Oktober 1790 kam schließlich Mozart selbst in den Akademiesaal, um mit Ceccarelli und der Hofkapelle zu konzertieren.
Prof. Dr. Karl Böhmer, wissenschaftlicher Direktor der Landesstiftung Villa Musica und Honorar-Professor an der Musikhochschule Mainz, gibt in seinem Vortrag Einblicke (und Hörproben!) in die Sinfoniekonzerte der Erthalzeit, in ihre Programme und besonders in die glanzvollen Auftritte der damaligen Mainzer Hofsänger.
Führung durch die Sonderausstellung "Egon Hartmann und der Wiederaufbau von Mainz"
Samstag, 15. Februar 2020, 14.00 Uhr, Landesmuseum Mainz
Egon Hartmann (1909-2009) war eine Schlüsselperson für den Städtebau der Nachkriegszeit in Deutschland. Durch seine beruflichen Stationen in Weimar, Erfurt, Berlin, Mainz und München hat er sowohl im Osten als auch im Westen beim Wiederaufbau zerstörter Städte Maßstäbe gesetzt. Von 1954 bis 1959 arbeitete Hartmann im Baudezernat der Stadt Mainz und fertigte 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, den ersten zusammenhängenden Rahmenplan für die Mainzer Innenstadt - Grundlage für den späteren Wiederaufbauplan von Ernst May. Anlässlich Hartmanns 100. Geburtstags belegen Ausstellungen in Erfurt, Berlin und München sein umfangreiches Wirken. Das Landesmuseum präsentiert Hartmanns städtebauliche und architektonische Planungen für Mainz mit Beständen aus den Architekturmuseen in Berlin und München, sowie aus dem Mainzer Stadtarchiv.
Durch die Ausstellung führt der Mitkurator der Ausstellung Dr.-Ing. Rainer Metzendorf, Architekt und Stadtplaner dwb, Mainz.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist für Mitglieder des MAV kostenlos.
Die kurfürstlich-mainzische Hofmusik aus der Sicht eines Archivalienneufundes in Breslau, der Handakten der beiden Hofmusikintendanten Graf Ingelheim und Graf Hatzfeld
Dr. Franz Stephan PELGEN (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Montag, 20. Januar 2020, 18 Uhr im MVB-Forum
Die kurfürstlich-mainzische Hofmusik aus der Sicht eines Archivalienneufundes in Breslau, der Handakten der beiden Hofmusikintendanten Graf Ingelheim und Graf Hatzfeld
Unser früheres Vorstands- und jetziges Beiratsmitglied Dr. Stephan Pelgen hat schon des Öfteren ein „Näschen“ für relevante Quellenneufunde zur kurmainzischen Kulturgeschichte bewiesen und möchte auf der Basis einer solchen Entdeckung einen Blick in die Organisationsebene der Mainzer Hofmusik zum Ende des 18. Jahrhunderts werfen. Im Herrschaftsarchiv der in Niederschlesien ge-legenen, früher gräflich/fürstlich-hatzfeldischen Besitzungen Trachenberg (Żmigród), liegen (heute im Staatsarchiv Breslau) die Handakten des letzten Mainzer Hofmusikintendanten Franz Ludwig von Hatzfeld, und in ihnen diejenigen seines Vorgängers Carl Philipp von Ingelheim. Das war der Forschung bislang ganz unbekannt, und diese Akten sind ein wahrer Schatz! Auch eine noch unbekannte Mozart-Handschrift aus Mainz ist enthalten.
Führung durch die Sonderausstellung "bauhaus - form und reform. von der reformbewegung des kunstgewerbes zum wohnen mit ikonen"
Samstag, 4. Januar 2020, 14.00-15.00 Uhr, Landesmuseum Mainz
Das 1919 gegründete Bauhaus fiel nicht vom Himmel, sondern hatte Vorläufer und nahm viele Anregungen und Errungenschaften des 19. Jahrhunderts auf und entwickelte sie weiter. Unser Beiratsmitglied Gernot Frankhäuser, der die Sonderausstellung mit konzipiert hat, legt bei der Führung durch die Ausstellung den Schwerpunkt auf Kunsthandwerk und Industrie aus Mainz bzw. dem heutigen Rheinland-Pfalz.
Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmerzahl auf 25 Personen begrenzt ist. Eine Teilnahme ist nur nach erfolgter Anmeldung an info@mainzer-altertumsverein.de oder unter Tel. 06131 / 22 94 42 möglich. Die Teilnahme ist für Mitglieder des MAV kostenlos.
2019
„Intoleranz und Religions-Einschränkung“? Katholiken, Lutheraner und Reformierte in Worms im 18. Jahrhundert
Carolin Katzer, M.Ed. (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Montag, 9. Dezember 2019, 18.00 Uhr im MVB-Forum
Die Begriffe „Intoleranz“ und „Religions-Einschränkung“ erinnern an die konfessionelle Aufladung von Konflikten im Zeitalter der Reformation. Doch ganz im Gegenteil beschwerten sich die Katholiken über Intoleranz im 18. Jahrhundert, insbesondere über Religionseinschränkungen des lutherischen Magistrats in der Reichsstadt Worms. Dies steht im Gegensatz zu der Annahme, dass der Westfälische Frieden von 1648 den religiösen Frieden im Reich dauerhaft sichern konnte. Erst in den letzten Jahrzehnten konnte herausgestellt werden, dass die konfessionellen Spannungen lediglich konserviert wurden und im 18. Jahrhundert mit erneuter Macht aufbrachen.
Kaum beachtet sind bisher jedoch die Konfessionskonflikte in der Reichsstadt Worms im Zeitalter der Aufklärung. In Worms zeigten sich die Fronten in konfessionellen Konflikten noch im 18. Jahrhundert verhärtet, da Religionsbeschwerden meist durch emotionale Faktoren wie Erniedrigung oder Kränkung ausgelöst wurden. Konfessionelle Konflikte, zum Beispiel Streitigkeiten um katholische Prozessionen oder Kämpfe um die Nutzung von Kirchen, existierten ebenso in Worms wie die Bereitschaft der Gläubigen, in Mischehen ein friedliches multikonfessionelles Leben pragmatisch zu gestalten. Der Vortrag nimmt diese Vielfalt des konfessionellen Mit- und Gegeneinanders in den Blick, um ein differenziertes Bild des multikonfessionellen Zusammenlebens in der Reichsstadt Worms im 18. Jahrhundert aufzuzeigen.
Moguntinen-Beratung: Alles, was Mainz ist
Samstag, 23. November 2019, 14.00-16.00 Uhr im Landesmuseum Mainz
Experten aus den Bereichen Geschichte, Buchkunde, Archäologie und Kunstgeschichte begutachten Ihre Moguntinen. Mainz-Ansichten, Mainzer Drucke und andere Altertümchen mit einem Bezug zur Stadt und zu ihrem Umland werden unter die Lupe genommen und nach besten Wissen kommentiert (ohne Wertangabe).
Die vorherige Einsendung von Fotos mit weiteren eventuell schon vorhandenen Informationen zu den Objekten ist erwünscht an: info(at)mainzer-altertumsverein.de
Dieses Angebot in Kooperation mit dem Landesmuseum Mainz richtet sich an jedermann und ist ein Geschenk des Mainzer Altertumsvereins an die Öffentlichkeit aus Anlass seines 175jährigen Bestehens. Die Teilnahme ist kostenlos.
Ein Blick hinter die Kulissen – Quellenbasierte digitale 3D-Rekonstruktion von Mainz, Worms und Speyer um 800 und 1200
Prof. Dr.-Ing. Piotr Kuroczyński / Julia Merz M. A. (Architekturinstitut Hochschule Mainz)
Montag, 18. November 2019, 19.00 Uhr im MVB-Forum
Im Zuge der Landesausstellung Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht – Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa (9.9.2020-18.4.2021) entstehen seit September 2018 im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und dem Architekturinstitut der Hochschule Mainz quellenbasierte und damit wissenschaftlich fundierte, digitale 3D-Rekonstruktionen der drei Bischofsstädte am Rhein Mainz, Speyer und Worms in den Zeitschnitten um 800 und um 1250.
Neben der Rekonstruktion der Siedlungs- und Befestigungsstrukturen sowie der Kirchenlandschaft erfolgt auch eine Rückführung des Geländes und des Rheinverlaufs in den Zustand des frühen und hohen Mittelalters. Als Primärquellen und damit als Grundlage für die Rekonstruktion der drei Städte dienen dabei vor allem zeitgenössische Schriftquellen, jüngere historische Pläne und Karten, aber vor allem auch Ergebnisse zum Teil unpublizierter archäologischer Grabungen und neuere Forschungsarbeiten. Aufgrund eines Mangels an Quellen, gerade für den frühen Zeitschnitt um 800, werden darüber hinaus zusätzlich Analogien und Vergleichsobjekte für die Rekonstruktion herangezogen.
Die Ergebnisse der Recherchearbeiten werden zunächst in einem Geoinformationssystem (GIS) georeferenziert, in zweidimensionalen Karten zusammengefasst und ausgewertet. Anschließend erfolgt die Übersetzung der 2D-Grundlage in ein 3D-Modell der Stadt. Je Stadt und Zeitschnitt werden außerdem zwei Vertiefungsobjekte im Detail modelliert, im Falle von Mainz unter anderem der Mainzer Dom im Zustand um 1250 und – unter Einarbeitung der neuesten Forschungsergebnisse – St. Johannis um 800.
Die hinter den Modellen stehenden Informationen sowie die Arbeits- und Entscheidungsprozesse, die letztlich zum fertigen Modell führen, werden innerhalb einer virtueller Forschungsumgebung transparent gemacht und das Wissen hinter den hypothetischen Modellen nachhaltig dokumentiert und zur Verfügung gestellt. Der Vortrag wirft einen Blick hinter die Kulissen eines laufenden Digital Humanities-Projekts am Beispiel der Stadt Mainz, von der Quellenkritik bis zum fertigen, gedruckten 3D-Modell.
Historische Vereine – Geschichtsschreibung im Dienste des Vaterlandes (1815-1915)
Prof. Dr. Gabriele B. Clemens (Universität des Saarlandes)
Montag, 2. September 2019, 18.00 Uhr, im Forum der Mainzer Volksbank am Neubrunnenplatz
Im 19. Jahrhundert haben Geschichtsvereine Entscheidendes für den Aufbau und die Entwicklung der Geschichtswissenschaft und der Archäologie geleistet. In allen Geschichts- und Altertumsvereinen wandten sich die Honoratioren und Gebildeten verschiedenen Aufgabenfeldern zu: Der Herausgabe von Zeitschriften und wissenschaftlichen Publikationen, dem Aufbau von Bibliotheken, dem Denkmalschutz und der archäologischen Bodendenkmalpflege sowie schließlich den Sammlungen. Dabei setzten die Vereine verschiedene Schwerpunkte. Die Mainzer Gesellschaft konzentrierte sich wie benachbarte Vereine aufgrund des reichen archäologischen Erbes auf die Bodendenkmalpflege und den Aufbau einer Sammlung. Diese mündeten in die Gründung von renommierten Museen, die heute von den Ländern betreut werden. Zudem bleibt das Engagement der Vereine für die Pflege von regionalen Identitäten und regionalem Geschichtsbewusstsein bis zum heutigen Tag wertvoll und wichtig.
Mehr als nur stumme Architekturdenkmale. Die wiederaufgebauten Schlösser Mannheim und Bruchsal
Dr. Wolfgang Wiese (Konservator Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg)
Montag, 18. Februar 2019, 18.00 Uhr im MVB-Forum
Schlösser stellen durch ihre Gestalt und Lage Highlights in Städten und Regionen dar. Als sichtbare Zeichen einer altehrwürdigen Vergangenheit sind sie kaum aus dem historischen Gedächtnis der Menschen zu streichen und verkörpern neben den großen kirchlichen und bürgerlichen Monumenten ein bedeutendes kulturelles Erbe. Doch Schlösser, nur als äußere, im Vorbeigehen wahrgenommene Erscheinungen zu betrachten, kann nicht wirklich zufrieden stellen, denn sie sind mehr als nur der architektonische Fassadenentwurf. Ihre Wirkung im städtischen Umfeld, das Innere als räumliche Erfahrung und die Botschaft ihrer ehemaligen Bewohner umfassen das Wesen von Schlössern im Zusammenhang. Sie sind also ein größeres Ganzes der Geschichte, das uns prägende Momente gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen wiedergibt.
Nicht selten haben Schlösser ihre herrschaftlichen Wurzeln durch mangelnde Nutzung oder Zerstörung verloren. Wie man mit jenen Verlusten umging, hat sich beim Wiederaufbau der hier ins Zentrum gestellten Monumente in Mannheim und Bruchsal gezeigt. Beide Schlösser erlitten schwere Schicksalsschläge durch Vernichtung und standen am Rande der kompletten Auslöschung. Aber das Bedürfnis der Menschen, die in ihrem Gedächtnis verankerten Denkmäler wieder aus Ruinen herzustellen, war groß. Keine Plattenbauten, sondern das durch die Erinnerung geprägte Ambiente wünschte man sich an ihren Standorten zurück. Die Hülle genügte nicht und der Blick ins Innere reizte zur Sichtbarmachung höfischer Lebenswelten, damit sich zeremonielle und repräsentative Bedingungen der Residenzen erklären ließen.
Wie wird ein Schloss definiert, war die Frage. Reichen zweckneutrale Ausstellungsräume aus? Die Projektierung sollte sich an der Geschichte der Orte orientieren und funktionelle Aspekte aufgreifen. Die Planung der Rekonstruktionsmethoden war dabei nicht einfach und eine konzeptionelle Herausforderung, wenn man etwa an die denkmalpflegerischen Vorgaben denkt. Aber auch finanzielle Belange oder zeitliche Dimensionen wurden zum Wagnis. Mit welchen baulichen Einschränkungen und doch erfolgreichen Strategien wurde vorgegangen, damit sich Chancen zur Verbesserung des kulturellen Angebots und der Erweiterung des touristischen Programms in jenen Städten eröffnen ließen, das soll der Vortrag vermitteln.
„Me uszgeben dan ingenomen“: Das Mainzer Rechnungswesen während des späten Mittelalters
Dr. David Schnur (Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd)
Montag, 14. Januar 2019, 18.00 Uhr im MVB-Forum
Im Zentrum des Vortrags stehen die heute nur noch teilweise überlieferten Haupt- und Sonderrechnungen der rheinischen Kathedralstadt Mainz des späten Mittelalters. Nach einem Überblick über die komplexe Überlieferungsgeschichte und -situation soll in einem zweiten Schritt die Buchführungspraxis untersucht werden, die im Untersuchungszeitraum verschiedenen Innovationen unterworfen war. Eine Einbettung in größere Zusammenhänge erfolgt durch die Berücksichtigung der finanziellen und verfassungsrechtlichen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche durch häufige Regimentswechsel im städtischen Rat sowie eine exorbitante und weiter anwachsende Gesamtverschuldung geprägt waren. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem die unter Einwirkung der zur Hilfe gerufenen Bundesstädte aus Frankfurt, Speyer und Worms ergriffenen Maßnahmen, die mittel- bis langfristig eine Besserung der finanziellen Situation erwirken sollten.
2018
Marcel Lods in Mainz. Archäologie einer Stadtutopie der Nachkriegszeit
Assoz. Prof. Ing. Volker Ziegler (Ecole nationale supérieure d’architecture de Strasbourg)
Montag, 10. Dezember 2018, 18.00 Uhr im MVB-Forum
1945 ist das 2000-jährige Mainz eine zerstörte Stadt, deren rechtsrheinische Gebiete mit den Industrie- und Hafenstandorten in der amerikanischen Zone liegen. Der französische Oberbefehlshaber Pierre Koenig residiert in Baden-Baden, doch geplant ist, an die napoleonischen Planungen anzuknüpfen und ein französisch geprägtes Mayence zur Hauptstadt eines rheinischen Vasallenstaates auszubauen. Für diese Aufgabe wird Anfang 1946 Marcel Lods berufen, der als Mitglied der CIAM-Gruppe ein Verfechter einer funktionalistischen Moderne ist und mit Le Corbusier zu Themen des Wiederaufbaus und zur Charta von Athen korrespondiert.
Kaum bekannt und bisher unveröffentlicht sind die minutiösen Vorarbeiten zu Lods' Planung. Sogleich nach seiner Beauftragung stürzt dieser sich in die Planungsarbeit und kann schon im Mai 1946 einen ersten Bericht mit Analysen und Vorschlägen zum Wiederaufbau von Mainz fertigstellen. Zugleich beginnt sein Planerteam mit gründlichen Untersuchungen im Planungsgebiet, denn viele Dokumente waren im Krieg verschwunden. Diese Arbeiten werden 1947 zu einem Album zusammengestellt und sollen, durch die Brille der Charta von Athen gelesen, als Grundlage für eine - nie erschienene - Publikation dienen. Im Vortrag wird anhand von Lods' Manuskriptalbum auf dessen Begegnung mit der Stadt Mainz, seine Arbeitsweise, Überlegungen und Überzeugungen eingegangen, um zu einem differenzierteren Bild seines als unrealisierbar begriffenen Stadtentwurfs zu gelangen.
Gottes Wille und Menschenwerk – Mainz im Dreißigjährigen Krieg
Prof. em. Dr. Georg Schmidt (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Montag, 26. November 2018, 19.00 Uhr im MVB-Forum (nach der Jahresmitgliederversammlung)
Der Dreißigjährige Krieg wurde seit dem Erscheinen eines riesigen Kometen im Herbst 1618 als Gottes Wille und Strafgericht gedeutet. Diese Wahrnehmung entlastete Täter (und Opfer), weil Gott für den Krieg, die Gewalt und die Grausamkeiten verantwortlich zeichnete. Sie verlor sich erst nach vielen Jahren. Dann dämmerte es auch den Fundamentalisten, dass die Menschen Frieden schließen mussten, wenn sie sich nicht selbst vernichten und die Mitte Europas zur Wüste machen wollten. Der lange Krieg besiegte „die Reiter der Apokalypse“. Der Friede wurde Menschenwerk und die Aufklärung konnte beginnen. Aus protestantischer Sicht waren das Kurfürstentum und die Stadt Mainz nicht nur ein Teil der „Pfaffengasse“; sie gehörten zu den Festungen des römischen Antichristen. Die Schweden besetzten Mainz und steuerten von hier aus ihr „deutsches“ Reich. Schließlich aber war es der neue Erzbischof und Erzkanzler Johann Philipp von Schönborn, der entschieden für den friedlichen Ausgleich in Westfalen eintrat.
„Ehemals jüdisches Vermögen“ – Finanzamtsüberweisungen im Landesmuseum Mainz. Ein Werkstattbericht
Emily Löffler M.A. (Landesmuseum Mainz)
Montag, 24. September 2018, 18.00 Uhr im MVB-Forum
Das Landesmuseum Mainz verwahrt einen Bestand von 61 Gemälden, rund 160 Graphiken und einigen Möbelstücken, die mit der Provenienz „jüdischer Besitz“ in der hausinternen Dokumentation verzeichnet sind und in den Jahren 1941-1944 als Überweisungen der Reichsfinanzverwaltung an die Gemäldegalerie und das Altertumsmuseum der Stadt Mainz übereignet wurden. Der Bestand wurde vom Landesmuseum seit den 1990er Jahren systematisch dokumentiert und bei Organisationen wie dem World Jewish Congress gemeldet. Die Objekte wurden außerdem als „Fundmeldungen“ in die Lost Art Datenbank eingestellt. Da diese Maßnahmen kaum zur Klärung der Herkunfts- und Eigentumsverhältnisse beitragen konnten, wird der Bestand seit April 2016 im Rahmen eines von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekts systematisch erforscht.
Wie betreibt man diese Art der Forschung? Warum hat die Reichsfinanzverwaltung den städtischen Museen Kunstgegenstände überantwortet? Wie lief dieser Vorgang ab, und warum gelten Überweisungen des Finanzamtes als problematische Provenienzen? Welche Ergebnisse haben die bisherigen Forschungen erbracht, und was bedeuten sie für die Mainzer Stadtgeschichte?
Diesen Fragen wird die Referentin in ihrem Vortrag nachgehen.
Karolingische Architektur und Gartenbaukunst im Odenwald
Samstag, 1. September 2018, 8.30 Uhr bis ca. 20.00 Uhr
Die zweite Tagesexkursion geht in den Odenwald: Bei Steinbach nahe Michelstadt steht die Einhards-Basilika als eine der wenigen noch existierenden karolingischen Kirchen.
In Kirchbrombach weist der spätgotische Flügelaltar eine der ältesten Mainzer Stadtansichten auf und ist ein Zeugnis dafür, wie vor 500 Jahren die fürstbischöfliche Metropole auch kulturell in die Provinz ausstrahlte.
Die Mauern des römischen Kastels und der Besuch des Englischen Gartens bei Eulbach, den die Grafen von Erbach in den ersten Jahren des 19. Jh.s anlegten, bilden den Abschluss des Tages.
Treffpunkt: 8.30 Uhr zur Abfahrt mit dem Reisebus an der „Nordsperre“ des Hauptbahnhofs
Teilnahmegebühr: 40,00 €
Wenn Sie mitfahren möchten, überweisen Sie bitte den Reisepreis unter Angabe des Reiseziels „Odenwald“, Ihres Vor- und Zunamens und Ihrer Telefonnummer auf das Exkursionskonto des Altertumsvereins bei der MVB, IBAN: DE71 5519 0000 0022 0990 22, BIC: MVBMDE55.
Bei Rücktritt nach dem 3.8.2018 behalten wir € 15,- p. P. als Kostendeckungsbeitrag ein.
Leitung: Gernot Frankhäuser
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
E-Mail: gernot.frankhaeuser(at)gdke.rlp.de oder Tel. 06131 / 28 57 145
Die Mainzer Künstler des 18. Jahrhunderts von A-Z
Dienstag, 6. März 2018, 18.00 Uhr im Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51
Prof. Ullrich Hellmann (Mainz)
Rund einhundert Jahre nach Veröffentlichung der „Aufsätze und Nachweise zur Mainzer Kunstgeschichte“ von Heinrich Schrohe, die 1912 als Band 2 der „Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz“ erschienen sind, gibt es von Prof. Ullrich Hellmann einen neuen Überblick zu den Malern, Bildhauern, Kupferstechern, Buchdruckern etc. dieser Zeit in Mainz. Das Lexikon bietet mit seinen biografischen Daten umfangreiche Informationen zur Kunst- und Sozialgeschichte.
Anlässlich der Präsentation des Lexikons im Landesmuseum Mainz werden einige ausgewählte Künstlerbiografien näher betrachtet. Im Mittelpunkt steht dabei der Hofbildhauer Peter Heinrich Hencke. Außerdem wird aus dem Leben des Hofvergolders Franz Joseph Ignaz Anton Heideloff berichtet, dessen Kinder und Enkel in Wien, Stuttgart, Nürnberg und andernorts erfolgreich gearbeitet haben. Auch die Malerfamilie Seeland und das Wirken von Edmund Seeland in Mainz und Aschaffenburg wird vorgestellt.
Das Landesmuseum hat einen umfangreichen Bestand an Werken von Künstlern des 18. Jahrhunderts. Mit der Präsentation des Lexikons im Vortragssaal des Museums verbindet sich die Gelegenheit, Arbeiten der genannten Künstler zu zeigen. Unser Beiratsmitglied Gernot Frankhäuser, der als Moderator die Vorstellung des Lexikons begleitet, wird einige Arbeiten auswählen und erläutern.
Die Region um Mainz nach dem Ausbruch des Tamboravulkans vom April 1815 - Aspekte einer Lebensweltkrise
Montag, 5. Februar 2018, 18.00 Uhr im MVB-Forum
Prof. Dr. Helmut Hildebrandt (Mainz)
In den letzten Jahren scheint die Vulkantätigkeit rund um den Globus zuzunehmen. Sie rückt vor allem dann in unser Bewusstsein, wenn der internationale Flugverkehr beeinträchtigt wird und Tausende Reisende auf Flughäfen stranden. Das kilometerhoch transportierte Auswurfmaterial stellt aber nicht nur eine Bedrohung für die Luftfahrt dar, sondern wirkt sich auch negativ auf das Klima aus und beeinträchtigt die Landwirtschaft und andere Bereiche unserer Lebenswelt.
Besonders gefährlich sind die Vulkane, die sich in der äquatorialen Zone befinden, wie z.B. aktuell der Mt. Agung auf Bali. Die Ausbrüche dieser Vulkane innerhalb der sogenannten Innertropischen Konvergenzzone, die ihr Auswurfmaterial bis weit in die Stratosphäre schleudern, beeinflussen das Klima sogar weltweit.
In direkter Nachbarschaft zum Mt. Agung liegt auch der Tambora-Vulkan, der im Jahre 1815 einen verheerenden Ausbruch erlebte. Wie hat sich dieser spektakuläre Ausbruch in den Folgejahren 1816 und 1817 in der Lebenswelt rund um Mainz im Alltagsleben konkret bemerkbar gemacht?
War auch hier 1816, wie in vielen Gebieten Mittel- und Westeuropas ein „Jahr ohne Sommer“?
Der Referent geht diesen Fragen in seinem Vortrag nach und hat dazu interessante Antworten gefunden.
2017
Die Ersterwähnung Erfurts 742 und die Anfänge seiner Verbindung mit Mainz
Montag, 26. Juni 2017, 19.00 Uhr im MVB-Forum (nach der Jahresmitgliederversammlung)
Univ.-Prof. Dr. Karl Heinemeyer (Erfurt)
Nach Beendigung der Mitgliederversammlung wird der neu erschienene Band 78 (2017) der Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt durch Redakteur Dr. Steffen Raßloff vorgestellt. Der Band setzt einen Schwerpunkt auf die Ersterwähnung Erfurts im Jahr 742 und insbesondere auch auf die historischen Beziehungen zwischen den Städten Mainz und Erfurt.
Im Anschluss daran referiert der Vorsitzende des mit dem Mainzer Altertumsverein freundschaftlich verbundenen Erfurter Geschichtsvereins Prof. Dr. Karl Heinemeyer über die Ersterwähnung Erfurts vor 1275 Jahren im Rahmen der Bistumsgründungen von Bonifatius und über die Anfänge der engen Verbindungen zwischen Mainz und Erfurt, die heute durch eine lebendige Städtepartnerschaft getragen werden.